Montag, 24. Dezember 2012

Weshalb wir neue Indikatoren benötigen

Der renommierte Ökonom Klaus Zimmermann offenbarte es im Gespräch unverblümt: Zu ungenau sind die Konjunkturprognosen und die Wendepunkte erkennen die wenigsten Institute frühzeitig.  Genau dies würde man aber mehrheitlich von einigermassen zuverlässigen Prognosen erwarten. Das ist für Investoren genau so interessant wie für Decision Makers in Politik und Wirtschaft. Mehr noch: Das Interesse an relevanten Signalen ist in der heutigen volatilen Zeit weit grösser als in der Vergangenheit.

Notorisch wegsehen - oder im Finanzdatendschungel gefangen

Gerade jetzt ist es fatal, wenn Institute oder Research-Abteilungen in ihren allten Mustern gefangen sind. Zur so genannten Betriebsblindheit gehört etwa die notorische Geringschätzung von Aktien- und Rohstoffpreisen auf Seiten der Konjunkturforschungsinstituten. Die immer noch üppig ausgestalteten Research-Abteilungen der Grossbanken leiden wiederum unter der Zahlen-Verliebtheit - und zwar zu den Zahlen, die das Finanzsystem selber generiert. Ein riesiges Volumen an Finanzdaten wird umgewälzt. Mit dem Effekt, dass kaum ein Finanzinstitut mehr weiss als ein anderes. Vielmehr ist es "more of the same". Vor allem: Die Daten im Finanzsystem stehen in einer komplexen Wechselbeziehung, die es immer schwierige machen, Kausalitäten und Relevanz zu bestimmen. 

So führt die «Machine Readable News» (computerisierte Auswertung von Nachrichten) dazu, dass Nachrichten für Investoren sofort verwertbar sind oder sogar direkt in Handelsaktivitäten münden - was wiederum in Sekundenbruchteilen zu Preisveränderungen bzw. Informationen führen kann. Diese Informationen haben das Potenzial erneute Handelsaktivität auszulösen. Diese Vorgänge geschehen nicht innert Stunden oder Minuten, sondern innerhalb einer oder weniger Sekunden.

Einige Lösungsansätze

Prognosen für die Wirtschaft werden nur dann besser, wenn zusätzlich zu bewährten Daten wie die PMIs alternative Datenquellen erschlossen werden. Diese sollten vornehmlich ausserhalb des Finanzsystems generiert werden. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Prognosen sind ein schwieriges Geschäft und erfordert von den Anaylsten Demut. Trotzdem gibt es sie tatsächlich: einige Frühindikatoren, teilweise sogar vorlaufende Indikatoren. Und vor allem ist es schon eine hohe Leistung, den aktuellen Status-Quo zu beschreiben. Wer dazu fähig ist, hat nämlich auf die ersten offiziellen Zahlen einen so genannten Publikationsvorlauf von rund ein bis zwei Monaten. Real-Time-Analysen sind deshalb in keiner weise geringzuschätzen - ganz im Gegenteil. 

Dazu ein kleiner Einblick in meine Arbeit: Als ich einer meiner zahlreichen Frühindikatoren einem etablierten Schweizer Institut zum Test freigab, hiess es im Kommentar, die Flugverkehrszahlen würden zwar solide mit der realwirtschaftlichen Tätigkeit korrelieren, hätten jedoch keinen Vorlauf. Macht nichts, da ich diese Daten beinahe in Echtzeit zur Verfügung habe, ergibt sich nämlich ein erheblicher Vorlauf zu den später publizierten (offiziellen) Zahlen. Ein anderes Beispiel: Ein Kommentar zu einem Schweizer Wirtschaftsbarometer hob ebenfalls die hohe Korrelation zum später tatsächlich gemessenen BIP auf; hingegen würden die Modellrechnungen für das Schweizer BIP die Niveaus weniger gut abbilden, hiess es. Kein Problem! Auch hier gilt: Weniger ist mehr: Indem wir frühzeitig die Wendepunkte erkennen, haben wir bereits einen echten Informationsvorsprung. Neue alternative und innovative Indikatoren müssen also nicht perfekt sein im Sinne von allumfassend. Vielmehr geht es darum, die Dynamik rechtzeitig und mit hoher Wahrscheinlichkeit zu erkennen.

Die Herausforderungen: Big Data und Real-Time

Die Herausforderungen der Zukunft sind: Wie können wir aus Big Data ausserhalb des Finanzmarktes noch besser umgehen. Zu denken sind an digitale Medien, Blogs, Internetforen und Suchmaschinen wie Google. Google ermöglicht den Forschern, nicht nur jene Nachrichten, welche passiv auf die Markteilnehmer einwirken, sondern auch solche, welche aktiv gesucht werden, zu identifizieren und zu quantifizieren.

REUTERS: BUSINESS NEWS

WSJ: ECONOMY

WSJ: MARKETS

OECD: NEWSROOM

EUROSTAT: NEWS RELEASES

NEWS - CNN MONEY

STOCK MARKET - CNN MONEY

COMPANY NEWS - CNN MONEY

REUTERS VIDEO: BUSINESS